Fischfleisch und seine Qualität
Wer gerne Fisch isst weiß, dass das Fleisch von verschiedenen Fischarten ganz eigene Aromen und eigene Texturen mit sich bringt. Bei Fischen aus der Fangfischerei gibt es oft saisonale Unterschiede in der Fleischqualität, welche unter anderem auf Schwankungen im Nahrungsangebot zurückzuführen sind oder mit der Fortpflanzung in Verbindung stehen. Ein guter Fischhändler oder Koch weiß, welche Produkte gerade Saison haben und welche Zubereitungsform er wählen muss, um Fische von unterschiedlicher Fleischqualität am besten zu verwerten.
Mittlerweile gibt es in der Forschung ein gutes Verständnis dafür, welche Faktoren einen Einfluss auf die Fleischqualität haben. Es wurden verschiedene Methoden entwickelt, um sowohl in der Fangfischerei als auch in der Aquakultur eine möglichst hohe Fleischqualität zu erreichen.
Welche Faktoren beeinflussen die Fleischqualität?
Eine zentrale Erkenntnis ist, dass die Qualität von Fischfleisch viel mit den unterschiedlichen Arten an Stress zu tun hat, denen ein Fisch in seinem Leben ausgesetzt ist. Dabei spielen sowohl der
- akute Stress direkt vor dem Tod während Fang, Betäubung und Schlachtung eine Rolle,
- als auch der anhaltende Stress durch Nahrungsmangel, Parasiten, Krankheiten oder unzureichende Wasserqualität während dem Aufwachsen.
Die genannten Faktoren wirken sich unter anderem darauf aus, wieviel Adenosintriphosphat (ATP) nach der Schlachtung im Muskel der Fische vorhanden ist. ATP beeinflusst die Struktur des Fischfleisches. Im optimalen Fall sind die ATP Reserven hoch, die Muskeln bleiben dadurch entspannt und die Totenstarre setzt spät nach dem Schlachten ein und hält lange an. Ist der Fisch dagegen großem Stress ausgesetzt, weil er zum Beispiel wie in der klassischen Fangfischerei nicht betäubt und durch Erstickung getötet wird, dann sind die ATP Reserven bereits aufgebraucht, bevor der Fisch überhaupt tot ist. Die Totenstarre setzt dann sehr schnell ein und ist nur von kurzer Dauer. Weil die Muskelfasern dabei besonders schnell und stark kontrahieren kann es sein, dass das Bindegewebe zwischen einzelnen Muskelsegmenten beschädigt wird und diese auseinanderklaffen. Dieses Phänomen nennt sich „Gaping“ und macht den Fisch im schlimmsten Fall nicht verkaufbar. Des Weiteren werden bei Stress vor dem Tod die Muskelproteine des Fisches denaturiert. Das bedeutet, die Moleküle verlieren ihre biologische Funktion und der Muskel dadurch seine Kapazität, Wasser zu halten. Das Wasser tritt dann bei der Zubereitung aus den Muskeln aus und der zubereitete Fisch bekommt eine zähe Textur. Letztendlich erfolgt auch der Verderb des Fleisches von gestresstem Fisch schneller als bei schonend geschlachtetem Fisch.
Stress und sein Einfluss auf den Geschmack von Fisch
REFERENZEN:
- Farmed fish welfare: stress, post-mortem muscle metabolism, and stress-related meat quality changes Aleksandra Daskalova
- FAO FISHERIES TECHNICAL PAPER – 348 – FOOD AND AGRICULTURE ORGANIZATION OF THE UNITED NATIONS, Quality and quality changes in fresh fish