Fische und Stress

Fische haben es in Ihrer natürlichen Umwelt nicht unbedingt immer einfach. Sie erleben eine ständige Bedrohung durch biologische oder ökologische Umstände. Auch der Eingriff des Menschen in natürliche Ökosysteme und in die Aufzucht von Fischen kann negative Implikationen auf deren Gesundheit haben. Doch welches sind genau die Faktoren, die Fischen Stress verursachen und wie wirkt sich Stress bei den Tieren aus? Nachfolgend geben wir einen kompakten Überblick.

Welche Faktoren verursachen Stress für Fische?

Im Kontext ständiger globaler Veränderungen sind Fische zunehmend multiplen Stressfaktoren ausgesetzt. Diese lassen sich in drei Kategorien unterteilen:

  • Biologische Faktoren
    Fische durchlaufen während ihrer Entwicklung verschiedene Situationen, die mit Stress verbunden sind, dazu gehören die Geschlechtsreife und die Reproduktion, Nahrungsmangel und die Konkurrenz mit anderen Arten.
  • Ökologische Faktoren
    Daneben verursachen biologische Wechselbeziehungen zwischen Fischen und ihrer natürlichen Umwelt Stress. So reagieren Fische sehr sensibel auf die Wasserqualität und schwankende Wasserwerte, da sie mit ihren Kiemen im direkten Kontakt zum Wasser stehen. Vor allem die Ausscheidungen der Tiere und Futterreste können die Wasserqualität beeinträchtigen, aber auch Umweltverschmutzungen. Dreckiges, mit Bakterien oder Parasiten belastetes Wasser ist ein direkter Grund für ein erhöhtes Stressempfinden.
  • Menschengemachte Faktoren
    Der Mensch macht es den schuppigen Wassertieren ebenfalls nicht unbedingt einfach. Mit Abstand den meisten Stress erleben Fische durch schlechte Wasserqualität. Die durch den Menschen verursachte Umweltverschmutzung, die Überdüngung von Anbauflächen (auch „Eutrophierung“ genannt, verschmutzt das Grundwasser), die Klimakrise und die Fischerei schaffen eine Vielzahl an Problemen, die sich negativ auf natürliche Gewässer auswirken.

Auch in Aquakulturen, also kontrollierten Aufzuchten von Fischen, können durch den Menschen verursachte Umstände zu Stress bei den Tieren führen. Zu diesen Umständen gehört ebenfalls eine schlechte Wasserqualität. Mangelhafte Filter, fehlendes Monitoring, eine falsche Regelung der Abläufe oder ein Überangebot an chemischen Substanzen wirken sich negativ aus. Auch eine falsche Fütterung oder ungünstige äußere Umstände wie dauerhafte oder zu helle Belichtung, ein unpassendes Platzangebot oder eine falsche Strömung beeinträchtigen die Fischgesundheit. Ebenso hat die Methode der Abfischung und Schlachtung (siehe Betäubungsmethoden in der Fischzucht) einen Einfluss auf den Stresslevel von Fischen.

Wie macht sich Stress bei Fischen bemerkbar?

Stress schwächt das Immunsystem von Fischen und beeinflusst damit die Fischgesundheit negativ. Da Fische stark an Ihre Ökosysteme angepasst sind, haben sie oft nur einen geringen Toleranzbereich für die Veränderung von wichtigen Wasserparametern wie z.B. Temperatur, pH-Wert, die Konzentrationen der giftigen Stickstoffverbindungen, Salzgehalt, und Sauerstoffgehalt.
Erste Anzeichen für Stress zeigen sich bei Fischen in ihrem Verhalten. Ein langsameres Wachstum, die verringerte Futteraufnahme oder Aggressionen gegenüber den anderen Tieren der Kohorte sind solche Anzeichen.
Aber auch äußere Anzeichen sollten beobachtet werden. Dauerhafter Stress führt zu Krankheiten und diese zeigen sich an Haut, Flossen und Kiemen oder den Augen der Tiere. Treten Flecken, Verformungen, hervorquellende Augen, ausgefranste Flossen oder ähnliche Symptome auf, sollte dringend ein Tierarzt zu Rate gezogen werden. Langanhaltende oder abrupt auftretende, starke Änderungen der Wasserqualität, können schwerwiegende Folgen haben und zum Tod führen. Vor allem in natürlichen Gewässern mit mangelnden Überwachungssystemen kommt es vor, dass ganze Populationen ausgelöscht werden. Nachrichten über massenhaftes Fischsterben infolge hoher Temperaturen oder geringer Sauerstoffkonzentrationen von deutschen Seen sind seit einigen Jahren vermehrt in den Medien zu finden.
Neben den gesundheitlichen Folgen für das Tier, wirkt sich Stress auch auf die Qualität des Endproduktes aus. So werden sowohl die Struktur als auch der Geschmack des Fleisches durch Stress negativ beeinträchtigt. Mehr dazu in unserem Blogbeitrag Fischfleisch und seine Qualität.

Vermeidung von Stress und Förderung der Fischgesundheit

Grundsätzlich regelt das Tierschutzgesetz, wie die Tiere gehalten werden müssen:

Wer ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat,

  • muss das Tier seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen, 
  • darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung nicht so einschränken, dass ihm Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden. 

§ 2 Tierschutzgesetz

Wilde Fische sind schlechten Wasserwerten demnach relativ schutzlos ausgesetzt. Zur Vermeidung von Krankheiten bei Wildfischen müssen daher wirkungsvolle Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Reinigung verschmutzter Ökosysteme ergriffen werden.
Eine Alternative ist die Fischzucht in geschlossenen Aquakulturen. Dort können beste Lebensbedingungen durch eine ausgereifte Technik, sorgfältige Produktionsabläufe, die ständige Überwachung von Parametern und angemessene Korrekturmaßnahmen sichergestellt werden. Neben den gesetzlichen Vorschriften haben die meisten Aquakulturbetriebe aber auch aus wirtschaftlicher Sicht eine große Motivation, das Wasser sauber zu halten. Denn nur bei optimaler Wasserqualität futtern und wachsen die Tiere wie gewünscht. Ein zuverlässiges Wachstum wiederum ist nötig, um die geplante Produktionsmenge zu erreichen und ein hochwertiges und schmackhaftes Endprodukt zu erhalten.
Zusammengefasst gibt es also zahlreiche Stressoren, welche die Fischgesundheit beeinflussen können. Genau wie beim Menschen führt dauerhafter Stress bei Fischen zu Erkrankungen. Daher sind natürliche Ökosysteme von Verschmutzungen und Folgen des Klimawandels zu befreien und technische Aquakultursysteme mit Hilfe moderner Steuerung so auszulegen, dass die Anforderungen des Tieres beachtet und beste Lebensbedingungen bereitgestellt werden können.
SEAWATER Fish wächst unter ständiger Kontrolle und klarem Wasser auf. Dank der eingebauten Automatisierung in unserem Cube sind alle Wasserparameter stets innerhalb der verträglichen Grenzen. Die Gesundheit unserer Fische zeigt sich einerseits in ihrer makellosen Optik, in der langanhaltenden Frische und im reinen Geschmack des Fleisches.


REFERENZEN:

  • Palacios-Sánchez, S. E., et al. (2019). “Anthropogenic impacts in the nearshore fish community of the Yucatan Coastal Corridor. A comparison of protected and unprotected areas.” Journal for Nature Conservation 51.
  • Petitjean, Q., et al. (2019). “Stress responses in fish: From molecular to evolutionary processes.” Science of The Total Environment 684: 371-380.
  • Snieszko, S. (2006). “The Effects of Environmental Stress on Outbreaks of Infectious Diseases in Fishes.” Journal of Fish Biology 6: 197-208.
  • Valenzuela, C. A., et al. (2018). “Chronic stress inhibits growth and induces proteolytic mechanisms through two different nonoverlapping pathways in the skeletal muscle of a teleost fish. “American Journal of Physiology – Regulatory Integrative and Comparative Physiology 314(1): R102-R113.